Cloud86, ein niederländischer Webhosting-Anbieter, hat ein beeindruckendes Umsatzwachstum von 1787% hingelegt. In diesem Interview spricht Co-Gründer Maurice Graber darüber, wie die Idee bei einem Drink entstand. Er teilt Einblicke und Erfahrungen aus seiner ersten Gründung und erklärt, warum Cloud86 sich für Fremdkapital entschied, um sein Wachstum weiter zu voranzutreiben. Falls du mehr über Cloud86 erfahren möchtest, kannst du auch diesen Artikel lesen.
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Get your funding termsMaurice, deine Gründerstory beginnt in einer Bar. Wie ging es mit deinem ersten Unternehmen los?
Maurice: Genau, Cloud86 ist nicht mein erstes Unternehmen. 2003 habe ich gemeinsam mit einem Freund ein Webhosting-Unternehmen gegründet. Die Idee dazu ist rückblickend betrachtet ein bisschen zufällig entstanden. Es begann mit einem Drink. Ich habe mich damals mit einem guten Freund regelmäßig auf einen Feierabend-Drink getroffen und eines Abends stellten wir uns die Frage: "Gibt es nicht etwas, mit dem wir unsere Rechnung heute Abend bezahlen könnten?" In der gleichen Zeit habe ich mich viel mit dem Webhosting-Markt beschäftigt. Er war zwar hart umkämpft, doch ein paar Anbieter schafften es, aus der Masse hervorzustechen – mit Angeboten, die einfach anders waren. Das weckte meine Neugier. Ich bin tiefer eingetaucht, habe die Strategien dahinter analyisiert und dann war da dieser Gedanke: Warum nicht selbst etwas starten?
Welche Erfahrungen aus deiner ersten Gründung haben deine Ansätze bei Cloud86 geprägt?
Maurice: Die größte Erkenntnis war, wie wichtig die richtige Wachstumsstrategie ist. Als wir Cloud86 gegründet haben, setzten wir uns ein extrem ambitioniertes Ziel – ein BHAG (Big Hairy Audacious Goal). Wir wollten 100.000 Kunden in den ersten 5 Jahren. Von diesem Ziel aus dann rückwärts in Richtung Gegenwart zu arbeiten, gab uns einen klaren Fahrplan. Wir haben uns gefragt: "Welche Meilensteine müssen wir in den Jahren vier, drei, zwei erreichen? Welche Ressourcen brauchen wir – Umsätze, Mitarbeitende, Finanzierung, Marketingausgaben?" Die Strategie vom Ende her zu denken, hat uns geholfen, den Fokus zu behalten.
Die Skalierung eines Unternehmens hat viele Herausforderungen – nicht nur in Sachen Business aber besonders, wenn es darum geht, ein Team aufzubauen und die Unternehmenskultur zu erhalten. Wie geht ihr das an?
Maurice: Ich lerne in dem Bereich immer noch sehr viel. Wir haben jetzt 35 Mitarbeitende. Das ist so langsam eine Größe, bei der die Herausforderung in Sachen Unternehmenskultur real wird. Was ich gelernt habe ist, dass Fähigkeiten und Können eines Mitarbeitenden genau so wichtig sind, wie der Cultural Fit. Während des Hirings konzentrieren wir uns darauf, die Persönlichkeit zu verstehen. Worauf legt die Person wert, was macht sie in ihrer Freizeit und wie passt sie in die bestehenden Team-Dynamiken. Ich glaube, dass man jemandem Fähigkeiten beibringen kann, Cultural Fit aber nicht.
Lass uns über die Skalierung im Business-Kontext sprechen. Wie bist du vorgegangen?
Maurice: Im SaaS-Business dreht sich fast alles um Produkt und Marketing. Wir haben uns zunächst sehr darauf konzentriert, Product-Market-Fit zu schaffen. Wir mussten das, was wir anbieten, mit dem Anforderungen des Marktes in Einklang bringen. Ein Beispiel: Im Webhosting geht es viel um die Performance, etwa Ladegeschwindigkeiten, deshalb haben wir viel in Kunden-Support und stabile Infrastruktur investiert.
Was war der nächste Schritt?
Maurice: Nachdem wir einen guten Product-Market-Fit erreicht hatten, haben wir uns auf's Marketing fokussiert. Dazu musst du deine Marke, deinen USP und den Markt wirklich verstehen. Nur so kannst du gute Kampagnen ausspielen. Es ist ein fortlaufender Prozess, dein Produkt weiterzuentwickeln und zu effektiv zu kommunizieren.
Ihr habt seid 2019 ein Umsatzwachstum von 1787% hingelegt. Viele Unternehmen, die so schnell wachsen, holen sich Eigenkapital in Form von Venture Capital mit an Board. Warum habt ihr euch für Fremdkapital entschieden?
Maurice: Am Ende geht es uns um Kontrolle und Fokus. Mit einem VC-Investment gibst du oftmals 20-25% deines Unternehmens ab – und damit auch ein Stück Entscheidungsgewalt darüber, wie es geführt werden soll. Manche VCs können sehr hands-on sein und mischen sich ins Geschäft mit ein. Mit Fremdkapital passiert das nicht. Wir behalten unsere Anteile und unsere Autonomie. Niemand sitzt in Board Meetings und bestimmt in welche Richtung ich mein Unternehmen führen soll. Das ist einfacher und befreiender.
Wie hat Fremdkapital deine Wachstumsstrategie beeinflusst?
Maurice: Fremdkapital verlangt Disziplin. Es geht nicht darum, um jeden Preis zu wachsen, sondern effizient zu sein. Du musst weitsichtig und strategisch denken – und deshalb so skalieren, dass du Cashflow-positiv bleibst, um das Kapital auch wieder zurückzuzahlen. Gleichzeitig willst du weiter expandieren. In der Frühphase ist Profitabilität nicht unbedingt im Fokus eines Unternehmens. Viele Startups scheitern ja nicht, weil sie Verluste machen. Sie scheitern, weil sie kein Geld mehr haben. Fremdkapital hilft einem dabei auf dem Boden zu bleiben – du musst deine Zahlen nüchtern analysieren, du musst an deinem Produkt arbeiten und deinen Markt verstehen. Du arbeitest härter und gewissenhafter.
Oft geht es darum, dass man Kapital schnell zum Arbeiten bringt, also investiert. Wie geht ihr vor?
Maurice: Als SaaS-Unternehmen: Kenne deine Zahlen in- und auswendig. Metriken wie CAC oder CLTV sind dein Kompass. Du musst sie dir wöchentlich anschauen, um auf Kurs zu bleiben. Effizientes Wachstum beginnt damit, dass du deine Finanzmetriken kennst und weißt, wie du sie optimierst.
Wenn du jemandem, der gerade sein erstes Startup gründet, einen Rat geben müsstest, welcher wäre das?
Maurice: Erstens, Fokus ist alles. Du musst dir ein langfristiges und ambitioniertes Ziel setzen und von diesem Ziel aus rückwärts planen und arbeiten. Das ist dein Fahrplan. Ohne eine solche Vision, verlierst du dich im Tagesgeschäft.
Und zweitens?
Maurice: Du musst lernen, Fehler loszulassen. Wir haben zu Beginn einmal €500.000 für Hardware ausgegeben, die kurze Zeit später im Keller stand und nie wieder benutzt wurde. Das war eine schmerzhafte Erfahrung. Sich aber ewig damit aufzuhalten, wie wir es damals getan haben, hätte uns fast das Unternehmen gekostet. Solche Dinge passieren leider. Du musst evaluieren, was schief lief und dann weitermachen. Neue Sachen entstehen oft, wenn du Fehler anerkennst und dann in der Lage bist daraus zu lernen und etwas zu ändern.
Danke für das Interview, Maurice!
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