Beim Aufbau eines Startups gibt es unzählige Herausforderungen und Chancen. Vieles steht und fällt mit der richtigen Finanzierung. Während Business Angels oder Venture Capital die üblichen Finanzierungswege für Gründende sind, fallen Kredite noch selten in diese Kategorie.
Doch auch ein Startup-Kredit oder ein Existenzgründerdarlehen kann für junge Unternehmen wertvoll sein. Dafür müssen Gründer:innen wissen, wie sie das Finanzinstrument nutzen und wann der richtige Zeitpunkt ist.
In diesem Artikel erfährst du alle wichtigen Infos dazu, wie ein Startup einen Kredit (und damit Fremdkapital) zur Finanzierung nutzen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Vorteile von Startup-Krediten: Fremdkapital bietet Startups die Möglichkeit, ohne Verwässerung der Anteile zu finanzieren, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten und finanzielle Flexibilität durch vorab festgelegte Rückzahlungspläne zu erhalten.
- Einsatzmöglichkeiten und Ziele: Startups können Kredite nutzen, um ihre Runway zu verlängern, Expansionen zu finanzieren, Working Capital zu sichern oder saisonale Marktschwankungen zu überbrücken.
- Herausforderungen und Risiken: Startup-Kredite sind nicht für jedes Unternehmen geeignet, besonders in der Frühphase. Sie erfordern regelmäßige Umsätze, können hohe Zinsen und Gebühren mit sich bringen und stellen Anforderungen an Sicherheiten und Rückzahlungspläne.
Ein Kredit für ein Startup? Klingt zunächst nach einer ungewöhnlichen Kombination. In der Regel verbinden wir Kredite mit Unternehmen, die seit vielen Jahren aktiv sind. Denn wer Schulden aufnimmt, muss diese wieder zurückzahlen. Klingt für junge Unternehmen nach einer Last, die sich mit Hilfe von Risikokapital vermeiden lässt.
Doch es gibt Ausnahmen. Fremdkapital kann – wenn es strategisch eingesetzt wird – für Startups eine gute Ergänzung zum Risikokapital von Venture-Capital-Investor:innen sein. Startups können Fremdkapitalfinanzierungen etwa nutzen um:
- zwischen zwei Finanzierungsrunden zu überbrücken
- ihre Runway zu verlängern, um profitabel zu werden
- ihre Expansionen finanzieren
- schwierige wirtschaftliche Zeiten zu schaffen, ohne dafür ihre Beteiligung zu verwässern
In den vergangenen Jahren haben immer mehr junge Unternehmen das Thema "Startup-Kredit" entdeckt. In 2023 nahmen europäische Tech-Startups $1,5 Milliarden an Fremdkapitalfinanzierungen auf. Das entspricht 3,4% des investierten Eigenkapitals. Nach dem Hoch in 2021 pendelt sich die Nutzung von Fremdkapital wieder auf dem Niveau von 2019 und 2018 ein.
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Berechne dein FundingWas ist ein Startup-Kredit?
Ein Startup-Kredit ist eine Finanzierungsquelle, bei der ein Unternehmen Kapital in Form eines Darlehens aufnimmt, um seine Geschäftstätigkeit zu unterstützen oder zu erweitern, ohne dabei Anteile am Unternehmen abzugeben. Im Gegensatz zu Risikokapital oder Business Angels, die Eigenkapital im Austausch für Kapital gewähren, müssen Gründer:innen beim Startup-Kredit das aufgenommene Kapital zurückzahlen, wodurch keine Verwässerung ihrer Anteile erfolgt.
Die Voraussetzungen für einen Startup-Kredit
Ein Kredit kann eine wertvolle Kapitalquelle für die Startup-Finanzierung sein. Dabei ist es wichtig, die richtige Balance zwischen dem Schöpfen finanzieller Ressourcen und der Kontrolle über das Unternehmen zu schaffen.
Startups in der Frühphase bevorzugen in der Regel Bootstrapping oder Risikokapital durch Business Angels oder VC-Fonds. Allerdings können Unternehmenskredite dann eine Option werden, sobald das Startup Traktion zeigt und aus der Seed-Phase heraustritt.
Für einen Kredit brauchen Startups regelmäßige Umsätze
Das heißt: Sobald ein junges Unternehmen eine solide Basis aufgebaut hat, kommt Fremdkapital in Frage. Dazu gehören etwa ein etabliertes Produkt sowie die ersten Umsätze. In diesem Stadium haben die meisten Startups eine bessere Erfolgsbilanz. Sie sind eher in der Lage, ihre Schulden zurückzuzahlen.
Ziele, die Startups mit einem Kredit verfolgen
Außerdem eignet sich ein Startup-Kredit besonders gut für Unternehmen, die Finanzierung für bestimmte Zwecke mit einem klaren Ziel und einem planbaren Return on Investment haben. Zu diesen Zielen gehören etwa:
- Beschaffung von Working Capital: Das Beschaffen von Waren und Rohstoffen, die Zahlung von Gehältern oder die Deckung anderer Betriebskosten kann für junge Unternehmen schwierig sein. Ein Kredit kann das notwendige Working Capital bereitstellen, um das Geschäft am Laufen zu halten.
- Große, einmalige Ausgaben: M&A oder der Kauf von Maschinen kann für die Weiterentwicklung eines Unternehmens oder die Verbesserung der Produktionskapazitäten wichtig sein. Ein Startup-Kredit kann diese Investitionen finanzieren. Hier erfährst du, wie die Event Inc Group re:cap und seine Fremdkapitallösung genutzt hat, um sein M&A zu finanzieren.
- Neue Märkte erschließen: Für den Eintritt in neue Märkte oder die Expansion in neue Branchen benötigen Startups oftmals frisches Kapital. Sie müssen etwa ein Team und die Infrastruktur vor Ort aufbauen. Ein Startup-Kredit kann diese Expansionen finanzieren. Das ermöglicht dem Unternehmen den Zugang zu einer größeren Kundengruppe. Hier erfährst du, wie Exporto sich einen neuen Markt mit Hilfe der Fremdkapitalfinanzierung von re:cap erschlossen hat.
- Abschwächen von Marktschwankungen: Saisonale Schwankungen oder wirtschaftliche Abschwünge können den Cashflow negativ beeinflussen. Das behindert das Wachstum. Ein Startup-Kredit kann während dieser Phase ein Sicherheitsnetz bieten. Damit kann das Unternehmen den Betrieb aufrechterhalten und die Krise überstehen.

Was sind Vorteile eines Startup-Kredits?
- Ein Startup-Kredit bietet einen Zugang zu einer Finanzierung, ohne dass Gründer:innen ihre Anteile verwässern müssen.
- Da keine Anteile abgegeben werden müssen, behalten Gründende mit einer Fremdkapitalfinanzierung die Kontrolle über ihr Startup und wahren ihre Autonomie.
- Unternehmen, die Fremdkapital aufnehmen, werden genauestens geprüft. Ein Startup, dass bereit für Fremdkapital ist, zeigt anderen Investoren:innen, dass es gute Zahlen und KPIs vorweisen kann.
- Dank vorab festgelegten Rückzahlungsplänen, ist ein Kredit für ein Startup gut planbar – es weißt, in welchen Monaten welche Belastungen anstehen.
Was sind Nachteile eines Startup-Kredits?
Nicht für jedes Startup ist ein Kredit der richtige Weg. Es gibt Einschränkungen in Sachen Unternehmensphase oder Sicherheiten. Dazu gehören etwa:
- Herausforderungen in der Frühphase: Die Aufnahme eines Kredits kann für Frühphasen-Unternehmen (Pre-Seed und Seed) mit begrenzter Finanzhistorie und Erfolgsgeschichten schwierig sein. Dennoch bieten alternative Kreditgeber:innen flexiblere Kriterien und nehmen Startups mit Potenzial in den Blick.
- Sicherheiten: Während einige Startup-Kredite keine Sicherheiten erfordern, verlangen andere zur Absicherung Assets wie Maschinen oder Immobilien. Doch solche Sicherheiten kann nicht jedes Startup bereitstellen.
- Zinsen und Gebühren: Ein Startup-Kredit weist im Vergleich zu traditionellen Bankkrediten in der Regel höhere Zinssätze und Gebühren auf, da die Kapitalvergabe an junge Unternehmen riskanter ist. Gründer:innen sollten die Kapitalkosten deshalb vorab genau prüfen.
Welche Arten von Startup-Kredit gibt es?
Es gibt mehrere Arten von Startup-Krediten, die jeweils ihre eigenen Merkmale und Zulassungskriterien aufweisen:
Venture Debt
Für Startups in späteren Phasen kann Venture Debt eine Option sein. Diese Risikokredite werden von spezialisierten Venture-Debt-Fonds vergeben. Sie schließen die Finanzierungslücke zwischen zwei VC-Runden.
Venture Debt ist in der Regel mit hohen Kapitalkosten verbunden (Zinssätze zwischen 15 und 20%). Das sorgt für eine Verwässerung der Anteile durch Warrants oder Equity Kicker und kann Klauseln enthalten, die ein Unternehmen erfüllen muss. Venture Debt wird bei Startups immer beliebter. 2022 gab es 16 Deals in Deutschland und 337 in ganz Europa. In Beiden Fällen waren es die bisher stärksten Jahre.
Wandeldarlehen von Business Angels
Business Angels bieten oft eine Finanzierungen mit Fremdkapital an, die zunächst nicht zu einer Verwässerung führen. Diese Kredite haben flexible Konditionen und können als Wandeldarlehen strukturiert sein. Das heißt, dass sich bei der nächsten Eigenkapitalfinanzierung das Fremdkapital in Anteile für die Business Angels verwandelt.
Alternative Debt Financing
Alternative Finanzierungsinstrumente haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Sie sind auf die Bedürfnisse von Startups zugeschnitten und beruhen in der Regel auf Fremdkapital.
Die Anbieter:innen nutzen Technologie und Daten, um das Risiko anhand spezifischer Finanzmetriken, wiederkehrenden Umsätzen und der Kundenbasis zu beurteilen. Dieser Ansatz bietet Startups Kapital bei entsprechendem Bedarf aufzunehmen – ohne das Risiko einer Überfinanzierung und übermäßiger Kapitalkosten zu riskieren.
Revenue Based Financing
Revenue Based Financing oder die umsatzbasierte Finanzierung stellt Fremdkapital bereit, für das Startups einen festen Prozentsatz ihres künftigen Umsatzes bezahlen müssen. Damit ist die Finanzierung nicht-verwässernd. Das ist vor allem für Unternehmen mit wiederkehrenden Umsätzen relevant.
Bankredit
Bank- und Unternehmenskredite sind die traditionellste Art für ein Startup, um Fremdkapital aufzunehmen. Diese Kredite sind jedoch nicht für alle Startups geeignet. Das Unternehmen muss in der Regel stabile Umsätze, Profitabilität und ausreichend Sicherheiten vorweisen können. In Deutschland nutzen 12,8% der Startups diese Finanzierungsquelle.
Term Loan
Ein Term Loan mit festen Rückzahlungsbedingungen und Zinssätzen bietet Planbarkeit, bindet das Unternehmen jedoch für mehrere Jahre an das Darlehen. In manchen Fällen bis zu sechs Jahren. Sie sind für Startups mit stabilem und sicherem Umsatzwachstum geeignet.
Staatliche Zuschüsse
Darlehen, die von staatlichen Institutionen (KfW) bereitgestellt werden, sind in der Regel für Unternehmen mit großem Forschungsbezug gedacht. Deshalb kommen dafür vor allem Startups mit engen Beziehungen zur Wissenschaft in Frage.

Was du vor der Aufnahme eines Startup-Kredits beachten solltest
Ein Startup-Kredit kann eine wertvolle Finanzierungsoption darstellen. Gründer:innen sollten sich jedoch einige Punkte genau überlegen.
Das Prinzip "Schulden" verstehen
Der Startup-Kredit geht mit Verpflichtungen einher. Gründer:innen müssen die Fähigkeit ihres Unternehmens zur Generierung von Cashflow und dem regelmäßigen Bezahlen von Schulden beurteilen. Die Darlehensdauer und die Rückzahlungsvereinbarung müssen mit ihrem Geschäft übereinstimmen.
Moderne Fremdkapitalanbieter:innen bieten einen kundenorientierten Ansatz an. Das heißt: flexible Rückzahlungsmöglichkeiten, die den Bedürfnissen von Startups entsprechen.
Diese Flexibilität ermöglicht es Gründer:innen, ihren Rückzahlungsplanung anzupassen. Sie können auf Veränderungen reagieren und eine Balance zwischen Schuldenrückzahlung und operativem Geschäft finden.
Auf Zinsen und Gebühren achten
Gründer:innen müssen auch auf die Höhe von Zinsen und Gebühren achten, die mit einem Startup-Kredit verbunden sind. Das Verständnis der Zinsstruktur, Gebühren und vorzeitiger Kündigung ist wichtig, um die Kapitalkosten über die gesamte Laufzeit zu beurteilen.
Die Kapitalstruktur diversifizieren
Das Aufnehmen von Schulden kann eine strategische Entscheidung sein: Das Startup ist reif dafür und verpflichtet sich zu nachhaltigem Wachstum. Die Diversifizierung der Kapitalstruktur verdeutlicht, dass das Unternehmen auf mehrere Finanzierungsquellen zugreifen kann. Das kann ein positives Signal an Investoren:innen sein.
Verschiedene Kapitalquellen verringern die Abhängigkeit eines Startups zu einem Finanzinstrument. Bleibt das Venture-Capital-Investment aus oder kommt zu einem späteren Zeitpunkt, können Startups noch immer auf Fremdkapital zugreifen und damit ihr Geschäft aufrechterhalten.
Wie Startups Kredite strategisch nutzen können
Startup-Kredite bieten eine Möglichkeit, Wachstum zu finanzieren und langfristigen Erfolg zu erzielen. Vorab muss allerdings genau überlegt werden, ob eine Fremdkapitalfinanzierung und die Aufnahme von Schulden sinnvoll ist. Dazu müssen die Darlehensbedingungen, Zinsen, Gebühren und Rückzahlungsoptionen analysiert werden.
Startups sollten einen Kredit nie als "letzten Ausweg" betrachten. Vielmehr kann ein Kredit für sie ein strategisches Mittel sein. Du musst deine Anteile nicht verwässern und beschützt deinen Cap Table. Das sichert dir Freiheit und du kannst dein Unternehmen nach deinen Vorstellungen gestalten.
Zusammenfassung: Startup-Kredit
Ein Startup-Kredit ist eine Form der Fremdfinanzierung, bei der Unternehmen Kapital aufnehmen, ohne Anteile abzugeben, wodurch eine Verwässerung der Gründeranteile vermieden wird. Diese Finanzierungsoption kann besonders dann nützlich sein, wenn Startups zwischen Finanzierungsrunden überbrücken, ihre Runway verlängern oder Expansionen finanzieren möchten.
Q&A: Startup-Kredit
Wie finanziert man ein Startup?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Startup zu finanzieren. Die gängigsten Optionen sind:
- Eigenkapitalfinanzierung: Dies umfasst die Aufnahme von Kapital durch Business Angels, Venture Capital (VC) oder Crowdfunding, bei dem Investoren Kapital im Austausch für Anteile am Unternehmen geben.
- Fremdkapitalfinanzierung: Startups können auch Kredite aufnehmen, um ihr Geschäft zu finanzieren, ohne Anteile abzugeben. Hierzu gehören Startup-Kredite, Venture Debt und umsatzbasierte Finanzierung.
- Bootstrapping: Gründer finanzieren das Unternehmen mit eigenen Ersparnissen und vermeiden externe Investitionen.
- Staatliche Förderungen und Zuschüsse: In vielen Ländern gibt es spezielle Förderprogramme und Zuschüsse für Startups, insbesondere in Bereichen wie Forschung und Entwicklung.
Jede dieser Optionen hat Vor- und Nachteile, abhängig von der Unternehmensphase, der Branche und den Zielen des Startups.
Welcher Kredit ist für ein Startup-Unternehmen am besten geeignet?
Die Wahl des besten Kredits hängt von der spezifischen Situation und den Bedürfnissen des Startups ab. Hier sind einige gängige Optionen:
- Venture Debt: Für Startups in der späteren Phase, die bereits Kapital von Venture Capital erhalten haben, ist Venture Debt eine gute Option. Es überbrückt die Zeit zwischen zwei Finanzierungsrunden, bringt jedoch höhere Zinssätze und eventuell auch Verwässerung durch Warrants mit sich.
- Wandeldarlehen: Besonders geeignet für Startups, die anfangs Kapital von Business Angels aufnehmen möchten. Diese Kredite wandeln sich bei einer späteren Finanzierungsrunde in Eigenkapital um, wodurch das Startup keine Anteile abgibt, bis es in eine weitere Runde geht.
- Umsatzbasierte Finanzierung (Revenue-Based Financing): Für Startups mit wiederkehrenden Umsätzen ist diese Option ideal, da die Rückzahlungen als Prozentsatz des Umsatzes erfolgen und keine Anteile verwässert werden.
- Bankkredite: Traditionelle Bankkredite sind für Startups mit stabilen Umsätzen und Profitabilität eine Option, jedoch müssen in der Regel Sicherheiten gestellt werden.
Jedes Startup muss seine Finanzierungsmöglichkeiten basierend auf seiner Phase, den Finanzzielen und der Bereitschaft zur Übernahme von Schulden oder Anteilsverwässerung abwägen.
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